Wumpscut: "Women And Satan First"
Geschrieben von Andreas Torneberg   
Samstag, 15. September 2012
 

Alle Jahre wieder kommt das Osterhäschen, aber nicht nur dieses, sondern auch Papa Ratzinger, der Rudy, und schleuderte im April 2012 sein neuestes Machwerk auf den Boden der dunklen Tanzbegeisterung nieder. Das Cover und das umfangreich gestylte Booklet sind doch schon mal scheußlich geil. Ein fetter, fies lachender Satan mit seinen Weibern, alle vollnackt, inklusive Pimmel und Titten und allem (gehört da nicht FSK18 drauf?); von Thomas Buchta geschmackvoll abgelichtet. Im Stil zwischen vignettiertem Foto und nostalgischem Gemälde. Die ganze CD in ungewöhnlichem, rechteckigem Format. Da erwartet man denn auch einen ungewöhnlichen Inhalt; ein bisschen morbide Hölle mit einer Prise Orgie, nein?
Was mag der :Rudy: in seinem Landshuter Kämmerlein für finstere Mixturen zusammengebraut haben: bayrische Volksmusik etwa? Klares Ja! Nach diesem Takt schwingt man in Bayern die Hufe und spitzt den Schwanz! Achtung, Achtung!

     

"Halleluja" macht den schwungvollen Ausrufer, der die elektronische Dorfjugend zum Hüpfen im technoiden Tanztakt lädt; durchaus auch am Sonntag zu einer Tasse Kaffee hörbar. "Women And Satan First" schwelgt ebenfalls in bekömmlicher Melodiösitätendiät, ein wenig Kraftwerk meets Yello.

Eine Weile jugendfrei und vom Bischof genehmigt, doch dann ist Schluss mit der federleichten Lustigkeit des unschuldigen Seins. Etwas wird geschlachtet, das Blut verspritzt und der schwere Puls des "Kill That Little Fuck" rollt in Wellen über den Platz. Die Lyrik lässt die Bewohner das Geronnene vom Boden lecken: "Kill! Kill Me!" Böser, besser, :wumpiger:.

"Burial On Demand" kommt sehr schön räumlich und ist ein fett geklopfter Tanztrack mit dem bewährten Rezept, der sinnlichen Fröhlichkeit körperbetonten Sounds durch abgedrehte, finstere Textschnipseln das eigene Schattenbild vorzuhalten und wie ein Memento mori erscheinen zu lassen. Diesem folgt der "Grobian" auf derselben Spur. Nach so viel Body-shaking macht "L'Enfer Noir" ein ruhiges, religiös rezitierendes Intermezzo, ein Bruch mittendrin in der Party-Stimmung; eine Meditation in einer spukhaften Klosterruine, dort, wo das reale Leben zu einem bedrohlichen Flüstern aus raschelnden Bibelseiten erstarrt.

Fazit:
Insgesamt ist die Platte für jemanden, der Menschen zu Mordabsichten stimuliert und das Sarkasmus gewordene Böse in seine Zeilen steckt, harmlos geworden. Streckenweise recht nette Tanzbeschallung. Die Kunst, die Kunst, das nie zuvor Dagewesene zu zelebrieren, zieht eine eher flache Kurve. Musikalisch wenig Inhalt. Inhaltlich wenig von dem, was das Cover verspricht: das Hohngelächter des Fleischeswollustniedergangs. Aber der :R: macht ja jedes Jahr eine neue Platte und es kann ja nicht alles immer das nächste Jahrtausend einläuten.

Tracklist:
01. Hallelujah
02. Women And Satan First
03. Death Panacea
04. Kill That Little Fuck
05. Burial On Demand
06. Grobian
07. L'Enfer Noir
08. Blutsturtz, Baby
09. Cunnilingus Creutzfeuer
10. Kaufe deine Seele

     
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Letzte Aktualisierung ( Samstag, 15. September 2012 )