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Coppelius - 22.01.2012 - "MarX", Hamburg
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Geschrieben von Andreas Torneberg   
Mittwoch, 25. Januar 2012

Werthe Leserschaft! An einem klimatisch unwirthlichen Abend im Januar des Jahres 2012 drängte sich eine dem Kuriosen und Närrischen nicht abholden Gemeinde im kleinen Saale der Hanseatischen Markthalle zu Hamburg. Coppelius - wer mag sich da nicht gleich auf unseren sozusagen untothen Freund E.T.A. Hoffmann besinnen und dessen Zuneigung zum hintersinnig Absonderlichen, der Welt eine gar possierliche Fratze des Geistherhaften vorhaltend.

Auf diesen Spuren wandeln nun die musizierenden Gesellen, welche ansonsten im Coppelianischen Herrensitz residieren, aufs Trefflichste, konzertierend auf einem Grath zwischen Wohlklang und Disharmonie, zwischen lyrischer Zartheit und überschäumender Narrethei. Das verwendete Instrumentarium der Herren Max Coppella, Comte Caspar, Nobusama, Graf Lindorf, Sissy Voss sowie des Butlers Bastille, erscheint zunächst wohlvertrauth: als da wären zwei mitheinander scherzhaft konkurrierende und zugleich wunderbar zusammenspielende Klarinetten, ein Kontrabass, ein Cello sowie ein Geräth, welches zunächst in seiner brachialen Vehemenz so rein gar nichts Melodiöses an sich hatte, vielmehr aus einem Sammelsurium verschiedener Trommeln und metallischer Teller bestand, auf welche wild eingedroschen wurde.

Jenes Schlagwerk verlieh der auch sonst streckenweise stürmischen Musik ein ungestümes Gepräge, zu welchem sich die genannten Musicanthen auf der von Nebelwänden überfluteten Bühne geradezu wahnwitzig exaltierten. Aus Britannien stammende fremdländische Begriffe wie "Rock" und "Metal" mögen dies deklarieren, also eben jene Klänge, welche die niederen Instinkte des Menschen provozieren und damit auch seine Körpersprache zu lasziven oder sonderbar schüttelnden oder hüpfenden Bewegungen verleiten. Doch all dies durchsetzt mit besinnlich altteutschen, ja, mittelalterlichen Volksweisen ähnelndem Liedgut, welches wohlklingend und mehrstimmig mit der nöthigen Kontemplation und schwermüthigen Andacht vorgetragen wurde. Teils kammermusikalisch virtuos, teils trunken wie unter Absinthtaumel, dekorierten theatralische Possen das ausgelassene Treiben; gleich einer karnevalesken Feier nach Callot´scher Manier.

Das Publikum, welches den kleinen Saal wohl füllte, fühlte sich sehr hingezogen und angesprochen von dem phantasievollen Überschwang, applaudierte aufs Herzhafteste und forderte auch gegen Ende das eine oder andere "Da Capo!". Sich gegenseitig ansteckend und aufs Heiterste animierend, sorgten im Übrigen allerlei Spielchen und Neckereien seitens der musizierenden Acteure für eine ausgelassene Stimmung und herzhafter Verbindung zu ihrem Publikum. Selbst der sonst auf Räson und artiges Verhalten bedachte Butler Bastille - in vielfacher Funktion tätig, proklamierend, singend und für manierliche Sauberkeit auf der Bühne zuständig - ließ es sich nicht nehmen, sich mitten unter die anwesenden Gäste zu mischen und mit diesem einen kreisenden Volkstanz zu zelebrieren.

Im hinteren Teil des Saals entdeckte ich einen zierlichen Mann von schmächtiger Gestalt mit krausem Haar und stechenden Augen, welcher seine schmalen Glieder zu den Takten der Musik koboldhaft behende zucken ließ und dessen vor Belustigung diabolisch verzogener Visage der Spaß zu entlesen war, welcher ihm offensichtlich die Darbietung verursachen musste. Doch gleich nach den letzten Tönen und noch vor jedem anderen verließ er das Gebäude, um unten auf der Straße in ein dort wartendes Gefährt zu steigen, in einen Zweispänner wie man ihn für längere Reisen zwischen Städten gern verwendet und welcher mit dem harten Schlagen der Hufe in der Nacht verschwand.

Zu den Konzertfotos...

Coppelius @ LabelLos.de
Coppelius @ myspace

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