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Schwarzbuntes auf dem WGT 2006: Kontrastprogramm statt Langeweile
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Geschrieben von el-NINja   
Mittwoch, 12. Juli 2006

Einmal geblinzelt und schon findet man sich übernächtigt am heimischen Arbeitsplatz wieder. Es ist doch immer das gleiche. Noch bevor der Festival-Sommer richtig begonnen hat, ist das erste Highlight in Form des 15. Wave Gotik Treffens schon wieder Geschichte…

Aber fangen wir doch von vorne an.
Beim Blick auf's Programm hat man den Eindruck, dass diesmal insgesamt nicht wirklich viele gaaaanz große Bands vertreten sind, was an sich natürlich längst noch kein Manko ist. Dafür tauchen zahlreiche Namen auf, die man inzwischen als gern gesehene Stammgäste in Leipzig begrüßen kann.

In jedem Fall ist einmal mehr garantiert, dass es nicht eintönig wird – im wahrsten Sinne des Wortes. Von Electro bis Industrial, von Synthiepop bis Gitarrenrock findet sich auch in diesem Jahr wieder alles Mögliche, das die Grenzen des Spektrums zwischen Wave und Gotik sprengt. Wer mag, kann sich also ein absolutes Kontrastprogramm gönnen.

Allein der Feitag Abend ist für viele schon das Nonplusultra des verlängerten Ausnahme-Wochenendes: NITZER EBB geben sich die Ehre und werden entsprechend gefeiert. "It´s good to be back" lautet die Begrüßung auf der Homepage der Electro-Götter. Und Recht haben sie. Das sieht man sowohl den enthusiastischen, fahnenschwenkenden Fans als auch den auf der Bühne Agierenden an. Vom ersten Takt an sind beide Seiten voll und ganz dabei – und bleiben es bis zur letzten Minute. EBM vom Feinsten ohne Wenn und Aber - selbst für Zaungäste, die sich aus rein sentimentalen Gründen eingefunden haben.

Krasser Szenewechsel zum Samstagsprogramm. Magisch angezogen von melodischeren und gitarrenlastigen Klängen zieht es uns zur Parkbühne. Allerdings verspürt man zeitweise den Wunsch, den Spielplan in Eigenregie zusammenstellen zu dürfen: Aus Kohlrabizirkus und Parkbühne ließe sich in diesem Fall der perfekte Abend basteln. Zumal einige Bands einfach einen besseren Platz auf der Liste verdient hätten...
END OF GREEN zum Beispiel spielen leider nur in der 40-Minuten-Liga. Und das vor Illuminate... Nun ja, Geschmäcker sind zum Glück verschieden. Der Vergleich zu Bands wie 69 Eyes drängt sich gelegentlich auf, nur kommen END OF GREEN erfreulicherweise mit weitaus weniger Klischee-Posen aus und haben soundtechnisch einfach mehr zu bieten. Überhaupt glaubt man zahlreiche Parallelen zu namhaften Bands entdecken zu können, muss aber letztlich immer wieder feststellen, dass das was man hier geboten bekommt eindeutig ein Original ist – und ein geniales noch dazu.

Deswegen lassen sich die Anwesenden letztlich vom Regenwetter die Laune nicht wirklich vermiesen. Das gilt auch für die sympathischen Chaoten auf der Bühne, obwohl es erst spät am Nachmittag (oder früh am Abend) ist und das Publikum nicht wirklich ausrastet. Trotzdem rocken die ordentlich, die Schwaben - und das macht einfach Laune. Wer seinem Endorphinspiegel was Gutes tun will, sollte sich das unbedingt geben.

Die Erwartungen sind entsprechend hoch, als es später am Abend auf zu KATATONIA in den Kohlrabizirkus geht.

Wer die Studioalben berechtigterweise in bester Erinnerung hat, erhofft sich hier den krönenden Abschluss des Konzertsamstags. Die Stimmung lässt jedoch etwas zu wünschen übrig. Aus unerfindlichen Gründen fehlt dem Ganzen einfach der Biss. So toben sich nur verhältnismäßig wenige in den ersten Reihen aus, während ein Großteil des Publikums bereits zur Entspannung übergeht. Glücklicherweise ist nicht zu erwarten, dass der Bandname Programm wird, nur kommt der Partyfaktor bei diesem Konzert eindeutig zu kurz. Trotzdem ein angenehmer Ausklang, schließlich gibt´s ja noch ein Partyprogramm zum Austoben.

Am frühen Sonntagabend verirren sich dann leider nur relativ wenige in die Agra-Halle, um CHANTS OF MALDOROR zu sehen und zu hören. Beides sehr lohnenswert, letzteres vor allem, wenn man der Tradition von Rozz Williams und Co. verhaftet ist.

Insgesamt erfüllt das Konzert die Erwartungen, reißt einen darüber hinaus jedoch auch nicht vom Hocker. Überraschungen jeglicher Art bleiben aus und da Musikrichtung wie Tageszeit weder zum headbangen noch zum pogen oder ähnlichen Ausschweifungen animieren, wirkt die gesamte Veranstaltung leider ein wenig müde. Schade eigentlich. Und auch etwas erstaunlich, denn schließlich sind die italienischen Goth-Spezialisten hierzulande längst bekannt und haben schon vor Jahren das WGT-Programm bereichert oder bei den Herbstnächten in Raben das Publikum erfreut.
Zum Glück fühlt sich jedoch keiner der Anwesenden sichtlich unwohl und die Darbietung findet Anklang. Eine angenehme Abwechslung für den geneigten Festival-Besucher.

Nach einem Abstecher in elektronisch-brachiale Gefilde, gibt es im Kohlrabizirkus noch MESH zu erleben. Eher gesund für die Ohren, wenn man direkt aus dem Werk II kommt.
Zugegebenermaßen gehört MESH zu den Bands, die man nicht unbedingt auf einem Festival erwartet, das sich Wave-Gotik-Treffen nennt. Zumal das letzte (und gut besuchte) Konzert im Leipziger Werk II gerade mal sechs Wochen zurückliegt. Trotzdem sorgen die Briten für Stimmung, wozu Hits wie "friends like these" und "leave you nothing" vom Erfolgsalbum "Who Watches Over Me" (2002) ihren Teil beitragen. Das verhältnismäßig gemischte Publikum ist ausgelassen und zufrieden und honoriert das Dargebotene entsprechend. Alles in allem ein gelungener Ausklang eines weiteren Konzert-Tages.

Im Vergleich dazu ist der Auftritt von THE LAST DANCE eher ein Spaß-Event. Das ist auch gut so, denn leicht verfällt man zum Montagabend schon mal in vorsichtige Abschiedsmelancholie.

Bestechen Alben wie "Whispers in Rage" und "Once Beautiful" durch den angenehmen Mix aus gitarrigen und synthetischen Klängen, so ist es auf der Parkbühne vor allem die Performance von Sänger Jeff, die den Spaßfaktor erhöht. In gewohnter Manier sucht jener den Kontakt zum Publikum, verschwindet auch mal samt Mikro in der Menge, um irgendwann wieder auf der Bühne aufzutauchen. Ähnliches kennt man ja von THE LAST DANCE bereits - aus Raben beispielsweise. Im wahrsten Sinne des Wortes leichtfüßig geht dieses Konzert über die Bühne - nicht nur musikalisch gesehen. Zwischendurch gibt es Getränkeduschen unter Bandkollegen und lustige Ansprachen, die dem Zuhörer vermitteln, dass er gern gesehen ist und jederzeit noch einige Artefakte der Band käuflich erwerben darf. Ein recht poppiges und viel zu kurzes Konzert in sehr angenehmer Atmosphäre. Wenngleich mit Sicherheit noch einige Leute mehr in der Parkbühne Platz gefunden hätten.

Inzwischen erinnern erste Lücken auf Zelt- und Parkplätzen dezent daran, dass man bald zum „normalen Leben“ übergehen muss… Trotzdem bekommt man mancherorts noch einen bleibenden Eindruck von den angereisten Besuchermassen.
Das Konzert von AND ONE ist dafür prädestiniert. Jahr für Jahr beweist Steve Naghavi als adrett gekleidetes Energiebündel, dass man mit elektronischen Klängen made in Germany nach wie vor Konzerthallen füllen kann. In diesem Fall haben viele den Weg sogar umsonst gemacht, denn der Kohlrabizirkus ist brechend voll und vor der Halle warten Unmengen von Fans in der Hoffnung, vielleicht doch noch eingelassen zu werden. Partytechnisch sollte hier also nichts schief gehen, soviel ist schon klar, noch bevor der erste Takt zum Besten gegeben wird.
Das erwartungsgemäß gemischte Publikum macht es seinen Idolen leicht - und die legen dann auch ordentlich los, mit einem ebenso gemischten Programm. Von alten EBM-lastigen Hits bis hin zu bewährten Elektro-Pop-Stücken, von aggressiv bis melodisch-seicht ist alles dabei, und die ausgelassene Menge weiß es zu schätzen. Super Stimmung, prima Konzert.

Da lässt es sich zufrieden zur obligatorischen Abschlussparty-Nacht übergehen. Viel zu schnell war's wieder vorbei, auch wenn der Schlaf-Akku was anderes behauptet... In diesem Sinne: Auf ein Neues.

Wave-Gotik-Treffen Website

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