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19.03.08 KOLUMNE: 9mm Mittagspausenphilosophie - Teil 71
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Geschrieben von Genom   
Mittwoch, 19. März 2008

Psychiatrie-Serie Part I: "Kalter Raum"

Das Ankommen,
ein kalter steriler Gang, Hektik liegt in der Luft,
Menschen wandeln ohne jegliches Ziel im Auge umher,
ohne jede Emotion, blickend in die Leere, die den Raum füllt.

Es ist kalt. Doch nicht die Luft, sondern das Gefühl.
Die Türen gesichert, kein Entrinnen aus dieser Situation,
man schließt die Augen, öffnet sie wieder und das Gefühl stagniert.
Zeit oder gar Datum existieren hier nicht, nur du allein und die Stille.

Und immer weiter laufen Menschen mit Geschichte, doch ohne Gefühl.
Eingesperrt, doch nicht im Raum, sondern in sich.
Ein Gefühl von Ungewissheit kriecht einem den Nacken hoch.
Es sind Menschen, doch fühlen sich im Raum an wie Maschinen, ohne Ziel, ohne Weg.
Dieses Gefühl kann man nicht in Worte fassen.

Man gibt alles ab.
Alles, was einen an sein eigenes Ich erinnern könnte.
Alles, außer dem eigenen Kopf, den eigenen Verstand.
Den lassen sie einem, vorerst, so weit wie noch vorhanden.

Und fortwährend wandeln Leiber auf und ab.
Der Flur ist kurz, weiße Wände, weißes Licht, weiße Decke,
nur der blaue Boden soll wohl den Schein von Gemütlichkeit herüber bringen.
Es liegt nichts in der Luft. Das ginge auch nicht,
denn die Luft ist gespannt, dem Bersten nahe.

Wenn man einen der leblosen Körper, in diesem ewig kleinen, geistigen Raum,
zur Seite zerren würde und ihm das Leben abränge,
mit der blanken Hand an dessen Kehle, und dessen Atem stocken bliebe,
so würde keine Maschine auch nur rasten und diesem Anblick folgen,
sondern stetig weiter auf und ab und immer wieder auf und ab
dem Gang zum Ende und zum Nächsten folgen bis zum nächsten Tage.

Dieser Raum, so kalt und einsam an Fantasie, so steril für das Hirn…
Man kann sich selbst einen Baum nicht mehr vorstellen,
nicht den Sonnenschein ausmalen - man ist allein mit seinem Kopf.
Ein Graus für mich, ich allein mit mir, die Größte meiner Ängste wird wahr.

Dass Schlösser an den Türen und an den Fenstern den Körper an dem Wandern hindern,
ist vollkommen irrelevant, denn nicht der Körper sitzt nun fest, sondern der Geist.
Zu fassen all dies in Worte ist kaum möglich, das muss man selbst erlebt haben.
Doch sollte man dies jemals erleben müssen?

Bilder zu sehen, die einem Tag für Tag im schließend’ Augenlied zu Tage kommen?
Bilder, die man Nacht für Nacht im Sinne hat? Und nimmer mehr vergessen kann?
Ungewiss, das Ende zu haben, denn wie sollte man ein Ende finden,
wenn man nicht einmal einen Anfang hat?
Keine Mitte, keine Regelmäßigkeit, kein Nichts!
Außer das auf und ab und leerer Raum.
Raum für Gedanken, die einem nicht aufkommen können,
weil alles taub im Schädel, von der Stirn bis in den Nacken.

Und wenn es aufschäumt, das Gefühl nach Freiheit,
der unendliche Drang zur Selbstperson, zu einem Ich, zu einem Mir,
zu einem Funken in sich selbst, zur Identität,
so sag ich euch: Dies gibt es hier nicht! Man resigniert.

Vollkommen hin und her fallen manchmal die Emotionen
und dann wieder plötzlich Ruhe in einem,
der Blick von außen auf den Glaskasten,
der einem sagt Was - doch weiter, es muss weiter.
Und wenn man nicht weiß was, doch man weiß, es muss weiter.
Wartend auf einen Moment der jederzeit kommen könnte,
doch nichts, einfach nichts.

Genom

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