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26.03.08 KOLUMNE: 9mm Mittagspausenphilosophie - Teil 72
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Geschrieben von Genom   
Mittwoch, 26. März 2008

Psychiatrie-Serie Part II: "Hirnstrom, Gedanken, Liebe, Zeit"

Hirnstrom, das Leben gefasst in Ohm, Überwachung pur,
eine Stunde täglich fassend in Worte, am personifizierten Technik-Knecht,
stichprobenartige Unterbrechungen durch das Beäugen des mit mir
angelasteten Pflegepersonals, wie soll man Worte finden an einem Ort,
wo einem jeder Gedanke als letzter Funke von Persönlichkeit erscheint?
Wenn man fragt, wer man ist und warum man hier ist
und man eine Situation so weltfremd von außen betrachten soll,
wenn man selbst nicht weiß, wo einem der Kopf steht, oder gar der Rest des Korpus.
Schlafmangel, Stimmungsschwankungen, wechselnd mit immer wieder kehrenden
Ausuferungen der inneren Personen, hin und her Gezanke, versöhnen, anlehnen,
entwöhnen, entlassen, wegschieben, anheben, jeder Zustand bikomponent oder gar mehr.

Gedanken schweifen haltlos im Raum, Erinnerungen, so fern und doch stetig nahe,
so unreal, die Situation und das eigene Leben außerhalb dieser Mauern, surreal.
So unverständlich all die Uferwege, ohne Anfang, ohne Ziel,
nicht kreisend sondern wirr, wie Stricke, die verfilzt und einem dabei in ihrem Mittel
den Lebenssaft abschnüren.
Und dennoch spült die Brandung immer weiter Trümmerfelder, voller Emotion,
an den menschenleeren Strand, geflutet von dem Schein einer Schönheit,
mit langem schwarzen Haar, roten Lippen und einer edelblassen Haut,
das Gefühl so nah und dennoch fern.
Und kann man kaum Gedanken fassen, so zugedröhnt,
dass eine Silbe schon benötigt einig’ Minuten an Bedarf
und stetig kontrollierend alles, ob korrekt oder doch gar wirr.

Liebe - dieser Gedanke allein, er benötigt viel kraft. Ob ich noch lieben kann?
Ich weiß es nicht. So weiß ich kaum noch meinen mir zur Geburt zugeteilten Namen,
der mir in der Gesellschaft geprägt und gebrannt, so ohne freien Willen.
Warum dieser Name? Und ob ich diese Person denn bin, ob wir diese Person sind, wer wir sind?
Warum wir? Wir sind. Und nicht nur ich. So fehlt mir jeder Glauben an die Besserung.
Hier zerrt sich Raum und Person so in die Weite. Und stetig angesetzte Scherenschnitte
von Menschen, die meinen zu wissen, was einem hilft, was einem fehlt.
Die wissen, was mir helfen wird… Ich weiß nicht mal, was mir diesen zustand verschafft.

Zeit - Zeit gibt es hier genug, außer zum Schreiben, aber zum Denken.
Jedoch ist man hier nicht fähig einen klaren Gedanken zu fokussieren.
Ein Nebel legt sich auf die Sicht, Wärme ist in den Muskeln, als ob sie schlafen,
die Organe fühlen sich an wie ein Feuer im Kamin,
brodelnd und gefangen, dem platzen nahe,
der Saft schäumt einen bis zur Kehle, doch nichts kann herein oder heraus.
Man will aus seiner Haut hüpfen, der Körper zerreißt,
die Organe und das Blut zerteilen sich im endlosen Raum
als ob eine Handgranate in einem explodiert.
Alles zieht sich zusammen, so in der Stille, dieser ewigen unruhigen Stille,
alles ist wie kurz vor diesem einen Moment, vor diesem Gefühl,
wenn ein Moment eintritt, der das Leben, so wie es war, und nimmer mehr sein mag,
für immer verändert.

Wirre Gedanken ziehen durch, ich bin müde, so innerlich leer und ausgekotzt,
vereinzelt Gedanken an den Suizid…

Genom

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