The Noonday Dreams: "A Passage in Time" (EP)
Geschrieben von Andreas Torneberg   
Freitag, 27. Juli 2012
 

Die Band schickte freundlicherweise auch ihr 2010er Debüt Album "Shelleyan Cloud", das sich unterhaltend und harmonisierend undunkel im Bereich Indie-Folk-Pop unter UK-Einfluss mit prägnantem und begabtem Vokalisten präsentiert, sich allerdings durch einen zu homogenen, wenig abwechslungsreichen Verlauf in den Status nett groovender Background-Beschallung selbst abdimmt.
Doch nun geht's hier ja um die brennend neue EP "A Passage In Time". Für diese wurden neue Versionen von alten Songs aus den 90er Jahren eingespielt, als sich die Band noch "Syne d´Arc" und später "If Floods of Tears" nannte. Sie schreiben, "die alten Songs und Texte würden einen Blick in ihre alten jugendlichen, ängstlichen Seelen bieten" - sozusagen im Rückblick aus dem Jahr 2012. Hm... Und was ist heute - nicht mehr ängstlich und nicht mehr jugendlich?

     

Da wir eben von brennend sprachen: Brände brennen alt gelagert am besten. Das wissen die Schotten, die Iren ebenso - und musikalisch geht's bei den alten Noonday Dreams ähnlich zu: Im Walzertakt wird melancholisch in ein keltisch geprägtes Geschichtchen geleitet, das gleich Erinnerungen an die australische Band Brillig erweckt - narrativ und geheimnisvoll. Insbesondere, als noch Gastsängerin Kerstin Kopp mit einsteigt, deren Stimme hier allerdings etwas bemüht klingt und nicht so gut dazu passt.

Bei "Emelyn" kommen stimmlich erstaunliche Parallelitäten mit der von U2's Bono zustande. Ein klangvolles Lied, doch der Hit auf der Platte ist der grandiose Ohrwurm "No More Liquid In My Veins" mit schöner akustischer Gitarre, eine Ballade in Moll und sich geradezu klebrig festsetzendem Wiedererkennungswert. Kein Wunder, dass sie sich mit solchen Tönen gut als Vorband von
And Also The Trees eignen.

Zwar hat Achim Jöhnk noch immer diese norddeutsche Art drauf, enorm diszipliniert zu singen, das Englisch so klar, dass man jede Silbe in Scheiben aufs Brot kriegt - aber die Intensität hat zugelegt. Er kann wirklich gut: Singen - unprätentiös und er selbst. Richtig gut zur Geltung kommt jetzt Gitarrero Andreas Tofte, der seinen sechssaitigen Ladies phantasievolle und faszinierende Schwingungen zu entlocken weiß. Solide und einfühlsam eskortiert von Lothar Gottschalk (Bass) und Boris Ehlers (Trommelfellstimulator).

Die neue EP ist ein konzentrierter, äußerst viel versprechender Schritt nach vorn - oder zurück aus der Sicht des davor erschienen Debütalbums, weil eben auf altem Material basierend? Also nur Potential vergangener Tage? Und doch so sehr viel spannender als "Shelleyan Clouds". Aber ist von dieser Jugendlichkeit und Ängstlichkeit noch genug übrig, um weitere Träume am Mittag zu schenken, welche die Band in zukünftige musikalische Welten reisen lässt, die noch nie ein Mensch zuvor gehört zu haben glaubt?

     
The Noonday Dreams @ LabelLos.de
The Noonday Dreams @ myspace
     

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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 27. Juli 2012 )