24.09.08 KOLUMNE: 9mm Mittagspausenphilosophie - Teil 98
Geschrieben von Genom   
Mittwoch, 24. September 2008

Meine Tagträumereien

Um zu beschreiben, wie ich mich jeden Tag fühle...
Ich geh eine Straße hinunter und sehe einen Mann, der von einem LKW erfasst und zerfledert wird. Und blicke ein zweites Mal hin und nichts ist geschehen.
Oder eine alte Frau, aus deren Gesicht schon Maden kriechen und Asche rieselt.

Als Künstler und Kolumnist jeden Tag eine neue Inspiration.
Als ein „suizidgefährdet eingestufter Borderline-Patient“ jeden Tag eine neue Herausforderung.

Wenn die Gedanken wieder ziehen,
muss ich sie ersticken,
erhängen, erdrosseln, ertränken.
So dass sie verstummen, auf immer und ewig.

Denn wenn man Leichen hängen sieht,
am Schafte des Lebens selbst.
Dann muss man sich gedulden
und selber blicken zwie.

Und im nächsten Schreckmoment,
man selbst vor sich steht.
In Panoramawelten,
am Meer.
Und man heult vor Schönheit.
Und man heult vor Angst,
dass die Kreaturen da im Schlick näher und näher,
einem selbst zu Leibe rücken.

Welche einem Schlechtes wollen,
nagend an der Haut,
in den Eingeweiden sich erbrechen.
Und singend dann noch Lieder,
vom Zerfraß jedes Gedärm.

Oh weh, oh weh, und wieder wach,
und wieder Alltagsplänkeleien,
und ab und an ein Tagestraum,
von Blut und Hass und Vergewaltigung.

Und sollt ich sprechen selbst,
so müsst ich sagen,
dass meine grausam Welt
nicht grausamer als die der Anderen ist.

Meine ist nur viel realer und brutaler...
...für mich.

Genom

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