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Julien-K - 05.09.2010 - "Knust", Hamburg
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Geschrieben von Andreas Torneberg   
Freitag, 17. September 2010

In diesem Jahr wird für Julien-K in Europa groß die Trommel geschlagen. Die Band von Amir Deragh und Ryan Shuck (ehemals Gitarristen von Orgy) soll laut Berichten in den USA schon tüchtig die Ernte einfahren, woran das weitere Seitenprojekt, das sie gemeinsam mit Linkin Park Sänger Chester Bennington "Dead By Sunrise" betreiben, nicht ganz unschuldig sein mag. Der in diesem Jahr veröffentlichten CD folgte nun eine erste Europatour, zunächst, um auch Presse und Medien für die Musik anzuwärmen.

Als Support haben sie sich hierzu die Elektro-Rocker
My Passion aus London ausgesucht, die ihrerseits in ihrer Heimat gerade preisgekrönt als Best British Newcomer für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Den zusätzlichen Anwärmer machten die Australier Mayfield.
Diese haben sich - laut Information - kurz mal einen alten Schulbus gekauft und tingeln nun ein knappes Jahr lang als echte Rock 'n' Roller durch Europa und nehmen jedes Konzert mit, welches sie kriegen können, da davon die täglichen Brötchen bezahlt werden wollen. Deren Auftritt darf als Grunge der alten Schule bezeichnet werden und soll hier nicht weiter beschrieben werden.

My Passion ließen es danach gewittern. Auf ihrer
Myspace-Seite eigentlich elektronischer ausgelegt, ging es live direkter und gitarrenlastiger zur Sache. Allerdings auch sehr showbetont. Ganz nach dem Motto "Musik allein reicht nicht aus" wurde wild herum gesprungen, das Mikronstativ durch die Luft gewirbelt und ekstatisch auf dem Boden gewälzt. Das machte Spaß zu sehen, war auch sehr energiereich, aber ließ schließlich die dritte Dimension vermissen, die Seele hinter der Attitüde und den Posen.

 

Julien-K, der Headliner, ließ es viel ruhiger beginnen. Und viel elektronischer. Hinter zwei Computer/Keyboard-Terminals versanken die Musiker in sphärisch einleitenden Klängen und Licht durchfluteten Nebelschwaden, in denen schließlich theatralisch Frontmann Ryan Shuck erschien, dem die weitere Show und die Mobilisierung des Publikums überlassen wurde. Das machte er mit ganzer Überzeugungskraft auf die Existenz seines Charismas und Sex-Appeals und legte im weiteren Verlauf der folgenden Songs eine Art Striptease hin - sein eng geschnittener Halbmantel, sein Schal, sein Hemd verschwanden in den Nebelbänken bis schließlich sein nackter, tätowierter Oberkörper dem hiervon begeisterten weiblichen Publikum am Bühnenrand zum Greifen näher rückte.

Julien-K ist ein Klon, dem man aus durchaus reichem Erfahrungsschatz schöpfend ein solide rockendes Grundskelett spendierte, auf dem das Fleisch der Elektronik Kompositionen wuchern ließ, die starke Bezüge zu der post-wave Unterhaltungstanzmusik der 80er Jahre aufweisen. Duran Duran, die frühen Depeche Mode, Tears For Fears blitzen zeitweilig durch das Gefüge, frisch aufgemixt und durch zwei Gitarren und ein hart treibendes Schlagzeug von süßlicher Nostalgie befreit und zu einem neuzeitlichen Hybriden aus Gestern und Heute, aus Rock und Elektro herandestilliert. Das geht live gut ab, schwankt in den Stimmungen zwischen einer gewissen elektronischen Düsternis und peitschender Tanzmusik. Allerdings weist es bei aller Eleganz und Professionalität die Züge eines hübschen, empfehlenswerten Geschöpfes aus dem Reagenzglas auf. Aber es ist alles andere als langweilig und weiß durch eine Menge Einfälle zu überzeugen.

Dass die Musiker dabei keine abgekartete Routine hinlegten, zeigte sich gegen Ende. Schlagzeuger Elias schleuderte noch theatralisch sein Becken über die Bühne. Eine abgestellte Gitarre heulte in ihrer Übersteuerungsschleife. Eigentlich war Schluss. Aber nicht für Ryan Shuck. Er kehrte auf die Bühne zurück und meinte, er hätte Lust, noch weiter zu spielen. Seine Kollegen wirkten erst leicht angewirrt, aber fügten sich ihrem Schicksal. Ryan hatte Lust auf insgesamt weitere drei Lieder. Nun war auch beim Schlagzeuger die Destroyer-Stimmung vorbei. Er ließ sein Schlagzeug heil und verschenkte stattdessen großzügig und händeweise seine Drumsticks.

Zu den Konzertfotos...

 
Julien-K @ LabelLos.de
Julien-K @ myspace
My Passion @ myspace
Mayfield @ myspace
 

Kommentar(e)
Geschrieben von Silver am 2010-09-17 16:56:42
"...bis schließlich sein nackter, tätowierter Oberkörper dem hiervon begeisterten weiblichen Publikum am Bühnenrand zum Greifen näher rückte." 
Ich kann’s mir lebhaft vorstellen und wäre - als Teil des weiblichen Publikums - wahrscheinlich Richtung Bar und Bier gegangen, um es mir nich noch länger anschauen zu müssen. :grin Nenn mich altmodisch, aber für mich gehört sowohl zu Schönheit als auch zu guter Musik mehr als bloß die Optik...

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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 17. September 2010 )
 
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