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22.07.09 KOLUMNE: 9mm Mittagspausenphilosophie - Teil 140
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Geschrieben von Genom   
Mittwoch, 22. Juli 2009

Man sieht, was man will - Part I: Hinsehen

Er zündete sich eine Zigarre an, die Adern zeichneten sich durch die pergamentartige, alte Haut ab, mit einem leichten Zittern führte er das lodernde Streichholz in Richtung seines Gesichtes. Zog ein, zwei Mal und drehte dabei die Zigarre. Durch eine kurze, aber präzise Handbewegung erlosch dann das Streichholz. Darauf folgte ein tiefer Zug von der frischen Zigarre, welche vor wenigen Minuten noch zusammen mit vielen anderen Zigarren in einer kleinen Holzschachtel im Regal verwahrt wahr - so wie viele in seinem Alter in einem Altenheim, verwahrt auf engstem Raume. Er hingegen entschloss sich für diese große Altbau-Wohnung mit Stuck, ein ganzes Stück fernab der nächsten Stadt.
So zurückgezogen von alldem, was einem die Medien als radikal, krebserregend oder sonst irgendwie gefährlich erscheinen lassen wollten.

Mit vollkommener Ruhe drehte er die Asche von seiner Zigarre in einem scheinbar antiken Becher, welcher sicher mein Alter um das vierfache übersteigen würde, ab.
Seine Hand folgte nun wieder Richtung Tisch, um sich einen alten Weinbrand einzugießen.
Der Kamin loderte, die Flammen warfen flackerndes Licht auf ihn und den Raum, welcher mit Regalen und alten Büchern übersäht war, mit Sicherheit las er jedes Einzelne von ihnen.
So las er die Nacht, rauchte seine Zigarren und trank seinen alten Weinbrand, ein scheinbar glückliches Bild.

Es folgte eine ruhige, sternenklare Nacht. Seine Kinder fanden ihn am nächsten Tage neben seinem Stuhl. Reglos. Verschieden.

Genom

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